Eigentlich war die Idee, Tutorials für Euch zu erstellen, gar nicht meine. Eines Tages sprach mich ein Schüler meiner neunten Klasse an und erzählte mir von den Videos in seinem YouTube-Kanal, die ich bitte anschauen und liken, am besten auch gleich abonnieren solle. In dem Gespräch merkte ich direkt: Hier bin ich nicht auf dem neuesten Stand: Wie finde ich eigentlich einen Kanal? Was bedeutet abonnieren? Und wozu ist die Glocke da?
Zwar war das alles nicht mein Erstkontakt mit YouTube, aber bisher hatte es mir gereicht, das eine oder andere Video anzuklicken. Als ich nun Kanäle abonnierte, wurde YouTube für mich auf einmal relevanter. Ich erkannte den Vorzug, schneller auf die Kanäle, die mich wirklich interessierten, zugreifen zu können und beständig mit neuen Videos versorgt zu werden. Dabei führte die Tatsache, dass mein Sohn sich immer wieder mein Tablet unter den Nagel riss um dort Fußball-Videos jeder Art zu konsumieren, dazu, dass ich oft auch mit Video-Empfehlungen konfrontiert wurde, die ich nun wirklich nicht brauchte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich kann nicht behaupten, dass der Weg zu den Latein-Tutorials nun geebnet gewesen wäre. Nein, dazu bedurfte es der Auswirkungen von Covid-19 auf meinen Lebensalltag. Mit dem schulischen Lockdown am 13. März 2020 musste ich die Möglichkeiten, meine Schüler erreichen zu können, ihnen sinnvolle Aufgaben bereitstellen zu können, und sie gleichsam mit Materialien zu versorgen, mit denen sie Altes wiederholen und sich Neues erarbeiten könnten, für mich infrage stellen. Und hieraus entsprang die Idee: Mach’s doch wie Deine Schüler! Denn diese beschäftigten sich seit Wochen mit Inbrunst, Eifer und Beständigkeit in einem drei Mann starken Team der Erstellung von Videos, die ihnen wirklich am Herzen lagen, ihre Leidenschaft für Filme widerspiegelten und Interessierte mit Infos über Regisseure, Filmgenres und Anregungen für den nächsten Kinobesuch versorgten. Ihren Kanal, filmab, findet ihr übrigens hier.
Und so wie meine Schüler sich für die Welt des Films begeistern, genauso habe ich eine Vorliebe für die lateinische Sprache. Nicht jedermanns Sache, ich weiß. Aber jede Jeck is anders. Dazu kommt, dass ich einfach gerne bastle und auch ein kreatives Händchen habe. Meine Videos wollte ich nicht am Computer zimmern. Digital, schön und gut, aber ich wollte eine lebendige Umgebung für meine Worte schaffen, die einer Tafel gleichkommen sollte. Bunt sollten die Begriffe dargestellt werden, so wie sie grammatischen Kategorien zugehören, damit Gleiches auch direkt in gleichen Schubladen memoriert wird. Überhaupt vergleiche ich die lateinische Grammatik gerne mit Kommoden und ihren Schubladen. Und übersichtlich sollte es werden, um die Möglichkeit zu bieten, meine Tafelbilder zu übernehmen und mit ihnen lernen zu können.
Bei den ersten Videos haperte es noch sehr am Ton. Wer in Tutorial #1- klickt, kommt nicht umhin, ein deutliches Hintergrundrauschen und einen zu leisen Ton zu monieren. „Ihr Mikro ist nicht gut“, diagnostizierte mein Kompetenzteam aus Klasse 9. ‚Wenn die wüssten!‘, dachte ich damals. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich noch gar kein externes Mikro und in den ersten zwei Wochen des Lockdowns galten für Headsets und Mikros auf einmal ungewohnte Lieferzeiten. Mit dem Snowball von Blue wurde ab Tutorial #11 der Ton dann ordentlich und mit der Erfindung eines aus diversen Kellerfunden gezimmerten Stativs für die Kamera wurde auch das Bild stabil.
Als die Zahl meiner Tutorials >30 ging und aus der ersten Motivation ein waschechtes Langzeit-Projekt wurde, hübschte ich meinen Kanal nach und nach auch optisch auf. Und das auch wieder mit der Hilfe meiner Experten aus Klasse 9, die nicht müde wurden, mir auf schnellem Wege zu erklären, was Infokarten sind oder wie ich meine Tutorials in Playlisten arrangiere. Was dabei herausgekommen ist, findet Ihr alles auf „Adite Baten!“, das wahrscheinlich nie entstanden wäre, wenn ein Schüler mir nicht von seinem Film-Kanal berichtet hätte.
Gratias maximas vobis ago!